REHWILD:
Brunftzeit (Blattzeit): Mitte Juli bis zirka 10. August
Tragzeit: zirka 41 Wochen davon zirka 18 Wochen Eiruhe
Setzzeit: Mai bis Juni
Zahnformel: Oberkiefer 0 0 3 3
Unterkiefer 4 0 3 3 ergibt zusammen 16 mal 2 (Hälften)= 32 Zähne
Altersklassen:
III männlich= 1 jährige
III weiblich= 1 jährige
II männlich= 2-4 jährige
II weiblich= 2 jährige und älter
I männlich= 5 jährige und älter
Trophäen: Gwichtl, Decke
Bezeichnung | Jägersprache |
Männchen | Reh(bock) |
Weibchen | Rehgeiß, Gais |
Jungtier | Rehkitz |
Bock im 1. Lebensjahr | Bockkitz |
Bock im 2. Lebensjahr | Jährling |
Jährling mit Knöpfen statt Geweih | Knopfbock |
Geiß im 1. Lebensjahr | Geißkitz |
Geiß im 2. Lebensjahr | Schmalreh, Schmalgeiß |
führende Geiß | Altreh |
Altgeiß ohne Kitz | Geltgeiß |
Geweih | Gwichtl, Krone |
angedeutete Enden | blendet auf einen Sechser |
mehrere Rehe | ein Sprung Rehe |
Nase | Windfang |
Heller Fleck über dem Windfang beim Bock | Muffelfleck |
weißer Fleck am Hals im Winter | Drosselfleck |
weibliche Geschlechtsteile | Feuchtblatt |
Lautäußerung bei Gefahr | schrecken, schmälen |
Lautäußerung der Geiß | fiepen |
Lautäußerung des Kitzes | fiepen |
Lautäußerung bei Schmerz | klagen |
Paarungszeit | Blattzeit |
Bock treibt die Geiß im Kreis | Hexenring |
Bock wird angelockt | Bock springt auf das Blatt |
Jäger hat das Nachsehen | den Bock verblatten |
Verbreitung: Das Reh ist unsere häufigste und kleinste geweihtragende Schalenwildart, welche vom Inntal bis in das Hochgebirge vorkommt. Mit den in Österreich vorkommenden Hirscharten Rot-,Silka- und Damwild ist es entfernt verwandt. Anatomisch muß man das Reh zu den Schlüpfern zählen. Vom Körperbau her kann es deshalb besonders gut den Lebensraum des Waldrandes und des Unterholzes nützen und kommt bis in die Nähe von menschlichen Siedlungen vor.
Aussehen: Es hat überbaute hintere Gliedmaßen (die Hinterläufe sind länger als die Vorderläufe). Durch diese anatomische Eigenheit kann es sich leichter durch dichtes Unterholz und Gestrüpp fortbewegen.
Haarkleid: Dieses wird zweimal im Jahr (Frühling und Herbst) gewechselt. Die jüngeren Stücke verfärben in der regel früher als ältere. Die Sommerdecke besitzt kurze dünne Grannenhaare, die im April und Mai gewechselt werden. Die Sommerdecke weist eine gelbrote Färbung auf, das längere und dichte Winterhaar (Haarwechsel im September- Oktober) ist bräunlich- grau, der Spiegel ist deutlich ausgeprägt durch die weiß gefärbten Haare. Der Spiegel der Geiß ist im Winter herzförmig und weist eine Schnürze auf. Dies ist ein gut sichtbarer Haarbüschel am Feuchtblatt der Geiß. Jener des Bockes ist nierenförmig. Der Bock besitzt am Ausgang des Harnkanales ein Haarbüschel den sogenannten Pinsel. Nur sichtbar in der Winterdecke, daran kann man im Herbst einen Rehbock der bereits abgeworfen hat, sicher erkennen.
Die Rehkitze besitzen von Geburt an ein mit kleinen, weißen Tupfen versehenes, rotbraunes Haarkleid. Die weißen Tupfen verschwinden ab August, und das Kitz weist dann bis zur Winterdecke eine rotbraune Färbung auf.
Geweihentwicklung: Das Geweih wird, wie bei allen anderen geweihtragenden Wildarten, jährlich neu geschoben, gefegt und abgeworfen. Das gut entwickelte Bockkitz schiebt im Herbst des ersten Lebensjahres sein erstes Geweih (das Erstlingsgeweih hat keine Rosen). Das sind meistens nur kleine Knöpfe oder Spieße, die in der Regel im Dezember oder Jänner verfegt und zumeist im Feber- März abgeworfen werden. Es schiebt dann sofort sein zweites Geweih- diese besitzt dann Rosen. Jährlingsböcke können bei guter Äsung und Veranlagung Gabler oder Sechsergeweihe schieben- dieses zweite Geweih bzw. das nichtabgeworfene Erstlingsgeweih von schwachen Kitzböcken wird zirka im Mai- Juni verfegt. Ältere Böcke verfegen meist im März/April. Abgeworfen werden die Geweihe (Gwichtl) von Ende Oktober bis in den Jänner hinein, danach beginnt sofort wieder die Neubildung der nächsten Trophäe. Angesprochen werden die Rehböcke entweder als Knopfbock, Spießer, Gabler oder Sechserbock. Mehrendige Böcke sind nicht die Regel und rühren sehr oft von Bastverletzungen her. Weist eine Stange eine geringere Endzahl als die anderen auf, so spricht man von einer ungeraden Endenzahl, zBsp. ungerader Sechser;
Geweihentwicklung beim Rehwild
Mai- Juni | Setzzeit | Kitz |
Im Herbst (Oktober) | Schieben | Im ersten Lebensjahr, keine Rosen nur Knöpfe oder Spieße |
Dezember- Jänner | Verfegen | Erstgeweih |
Februar- März | Abwurf oder kein Abwurf | |
April- Mai | Schieben | Im ersten Lebensjahr jedoch 2tes Geweih |
Mai- Juni | Verfegen | Nicht abgeworfenes Erstgeweih oder Zweitgeweih |
Oktober- Jänner | Abwurf | Ältere Böcke werfen früher ab als Jüngere |
Perückenbildung:
Diese entsteht durch eine Hodenverletzung oder eine Hormonstörung.
1.) Das momentan getragene Geweih wird abgeworfen, ein neues wird gebildet, jedoch nicht mehr verfegt
2.) Passiert die Verletzung in der Bastzeit, so wuchert das Bastgeweih zu einer Perücke und wird auch nicht mehr verfegt
3.) Passiert die Verletzung im Kitzalter, so bildet sich kein Geweih aus und der Bock bleibt ein sogenannter Plattkopf, dieser besitzt kein Geweih.
Geweihfärbung: Sobald das Geweih fertig gebildet ist, wird die während der Wachstumsphase für die Nährstoffversorgung des Geweihes verantwortliche samtartige Basthaut verfegt. Dieser Bast wird durch Reiben des Geweihes an Sträuchern, jungen Bäumen, Stauden und Latschen entfernt. Das Rehbock- wie auch das Rothirschgeweih erhält durch Blutreste und Pflanzensäfte der verfegten Bäume und Sträucher seine typische Färbung.
Geschlechts- und Altersunterschiede: Als sekundäres Geschlechtsmerkmal kennen wir das Gwichtl (Geweih). Einen Rehbock im Herbst, der bereits abgeworfen hat, kann man an den schlecht sichtbaren Rosenstöcken, an der Spiegelform und am Pinsel erkennen. Im Sommer kann man führende Geißen am Gesäuge (Spinne) und an den eingefallenen Flanken erkennen. Eine Altersansprache beim Rehwild ist sehr schwierig. Zur Altersbestimmung muss man verschiedene Faktoren verwenden zum Beispiel stumpferes Haarkleid, späteres Verfärben, früheres Schieben und Verfegen. Diese Faktoren im Zusammenhang mit dem Revierverhalten und dem Körperbau lassen auf ein älteres Stück schließen. Jüngere Böcke weisen einen schlankeren, aufrechtgetragenen Träger auf. Der Trägeransatz ist beim jungen Bock von der Brust abgesetzt, beim alten Bock bildet der Trägeransatz mit der Brust eine Linie.
Gebiss: Das frisch gesetzte Kitz weist bereits die Schneidezähne und die drei vorderen Backenzähne (Prämolaren) als Milchzähne auf. Das Milchgebiss besteht also aus 20 Zähnen. Unter den Milchprämolaren befinden sich zwei besondere Zähne, und zwar der 3. im Unterkiefer und der 3. im Oberkiefer. Der im UK ist als Milchzahn dreiteilig und als Dauerzahn zweiteilig. Der 3. Milchprämolar im Oberkiefer ist zweiteilig und als Dauerzahn einteilig. Diese beiden Zähne und die anderen Prämolaren werden zirka vom 10-14. Monat zu Dauerzähnen gewechselt.
Das Dauergebiss des Rehwildes besteht aus 32 Zähnen: OK= 0 0 3 3, UK= 4 0 3 3 und das Ganze mal 2 da zwei Kieferhälften; Die Zahnentwicklung beim Rehwild ist mit zirka 14 Monaten abgeschlossen. Die Altersbestimmung nach dem 14ten Monat ist ein mehr oder weniger genaues Schätzen. Als Hilfe dient uns die Kaufläche der Zähne, hauptsächlich des 1. Molaren im Unterkiefer. Dabei beobachtet man die Kauflächen des Zahnes. je kleiner die Kunden und je größer die Kauflächen werden, desto älter ist das Stück. Grandeln kommen nur sehr selten vor beim Rehwild.
Verhalten: Das Rehwild orientiert sich hauptsächlich mit dem Geruchsinn. Durch den Windfang wittert es den Menschen auf große Entfernung und flüchtet. Auch der Gehörsinn ist besonders ausgeprägt, hingegen ist das Sehen mehr auf bewegte Objekte ausgerichtet.
Markieren: Zur geruchlichen Kommunikation untereinander besitzen die Rehe Drüsen an der Außenseite der Hinterläufe (Laufbürsten=KASTANIE=Duftdrüse) und zwischen den Schalen (Zwischenzehendrüsen). Der Rehbock besitzt auch noch an der Stirn Drüsen zur Reviermarkierung. Beim Ziehen oder beim Scharren mit den Vorderläufen am Boden (Plätzen) werden durch die Zwischenzehendrüsen Duftstoffe abgegeben.
Lautäußerungen: Als Lautäußerungen kennen wir beim Rehkitz das Fiepen zwischen Geiß und Kitz, das bellende Schrecken der Geiß und des Bockes sowie das Fiepen der Geiß in der Blattzeit, „das der Jäger versucht nachzuahmen, um den Bock zum Springen zu veranlassen“. Als Schmerzlaut kennen wir das Klagen, welches in Todesangst ausgestoßen wird.
Lebensraum: Das Rehwild gilt als sehr standorttreu und wechselt nur entsprechend dem sozialen Rang, den Jahreszeiten und dem Äsungsangebot. Im Sommer gerne in Wiesen, Äckern, Feldgehölzen und Almen. Sind diese ohne ausreichende Nahrung im Herbst, so zieht es das Rehwild vor, sich an strauchreichen Waldrändern aufzuhalten, wo es sich von Weichhölzern, Sträuchern, Kräutern, Gräsern und Pilzen ernährt. Die Sommereinstände werden territorial gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen verteidigt. Erst wenn im Herbst die Äcker abgeerntet sind verträgt sich das Rehwild wieder untereinander. Ab April lösen sich diese Sprünge größere Gruppen) wieder auf. Danach suchen sich die reifen Böcke ihre Sommereinstände, die sie sehr intensiv gegen Eindringlinge verteidigen. Sie dulden nur schwache Jährlinge und Geißen in ihren Einständen.
Nahrung: Die Hauptäsungszeiten sind die Morgen- und Abendstunden, jedoch hält das Reh auch während des Tages und der Nacht einen Äsungszyklus ein, der mit dem Wiederkauen und den Ruhezeiten ständig abwechselt. Das Reh ist bei der Äsungsaufnahme sehr wählerisch (Selektierer). Neben Kräutern, Blättern, Knospen und Keimlingen nimmt es auch Knollenfrüchte, Pilze und Gräser auf. Ein ausgewachsenes Reh benötigt ca. 2-3 Kilogramm Grünmasse pro Tag.
Fortpflanzung: Die Brunftzeit (Blattzeit) des Rehwildes findet Mitte Juli bis zirka 10. August statt. Der Brunftbetrieb ist an trockenen und heißen Sommertagen besonders temperamentvoll. Die Geisen lassen sich von den Böcken oft sehr lange treiben, bevor sie sich beschlagen lassen. Das treiben im Kreis wird als HEXENRING bezeichnet. Die Schmalgeisen werden zuerst brunftig, danach erst die Altgeisen. Der Bock hält sich nur wenige Tage bei der brunftigen Geiß auf. Das befruchtete Ei macht zunächst eine 18 wöchige Eiruhe durch, so dass eine verlängerte Tragezeit von zirka 41 Wochen zustande kommt. Dabei nistet sich das befruchtete Ei in der Gebärmutter ein und verbleibt dort zirka 18 Wochen im Ruhestadium. Erst danach beginnt die Zellteilung, wäre diese Eiruhe nicht, dann würden die Kitze im Winter gesetzt werden. Im Mai oder Anfang Juni setzt dann die beschlagene Geiß meist zwei selten eins oder drei Kitze. Die Kitze werden in den ersten Lebenswochen abgelegt und von den Geißen in regelmäßigen Abständen wieder aufgesucht. Sie werden gesäugt und auch gegenüber Feinden erfolgreich verteidigt. Als Geschlechtsverhältnis Böcke/Geißen sollte man eine Verteilung von 1:1 anstreben.
Hege und Bejagung: Das Ziel der Hege ist es, durch eine gezielte Bejagung und Revierbetreuung den Wildbestand in einer dem Revier angepassten Gliederung nach Altersklassen und Geschlechtern zu erhalten. Für die Abschussplanung rechnet man mit einem jährlichen Zuwachs von 90-120% der Geißen. Wenn der Wildbestand auf der gleichen Anzahl gehalten werden soll, dann muss die gleiche Stückzahl des Zuwachses auch entnommen werden.
Haupteingriff in der Jugendklasse: rund 70% in der Kitz- und Jährlingsklasse, bei den Böcken 10% in der Altersklasse II und 20% in der Altersklasse I; Bei den Geißen gilt dasselbe bei einem angenommenen Verhältnis von 1:1. Die Schmalgeißen sollte man zugunsten der überalterten Geißen am Leben lassen.
Bejagung: Der Jäger soll sich schon vor Beginn der Schusszeit im Klaren sein, welche Böcke oder Geißen er schonen muss. Am Beginn der Schusszeit sollten zuerst die schwachen, jungen und schlechtverfärbten Böcke und Geißen entnommen werden. Das Rehwild wird hauptsächlich am Ansitz bejagt, besonders für weniger erfahrene Jäger bietet der Ansitz die Chance des ruhigen Ansprechens und der sicheren Schussabgabe. Die Pirsch sollte man nur in dafür geeigneten Revierteilen durchführen, denn es gilt: Ein Revier ist eher leergepirscht als leergeschossen!
Blattjagd: Darunter versteht man die Lockjagd auf das Rehwild (Bock) in der Brunftzeit. Mit einem Buchen- oder Hollunderblatt oder im Handel erhältlichen Blättern kann man das Fiepen der Geiß nachahmen und den Bock zum Zustehen (Springen) bringen. Erfolg hat diese Art von Jagd aber nur wenn die Geißen bereits beschlagen sind, oder gerade ein suchender Bock unterwegs ist. Allerdings verlangt es vom blattenden Jäger viel Erfahrung im Ansprechen, denn er muss sehr schnell entscheiden und handeln. Auf das Blatt springen viel öfter junge unerfahrene Böcke als reife alte Böcke. Besondere Vorsicht walten lassen muss man beim Abschuss der Kitze und des weiblichen Rehwildes. Zuerst muß immer das Kitz, erst dann darf die Geiß erlegt werden!