Von Scharnitz nach Pertisau- eine wunderschöne Karwendeldurchquerung
25.10.2020
Oft beziehungsweise immer öfter weiß ich bis zum Wochenende noch nicht genau was ich denn anstellen soll und dann kommen mir spontan solche Ideen wie heute. Der Karwendelmarsch- schon lange am Plan, aber sicher nicht mit Tausend Anderen und im Hochsommer 🙂 Also nahm ich mir das für heute vor- ein Taxi war gefunden (Danke an meinen Dad). Ich startete um 0600 bei nicht allzu kühlen Temperaturen im Dunkeln in Scharnitz am Eingang zum Karwendeltal. Die ersten Kilometer gehen ja nahezu flach Tal einwärts. Übrigens hatte ich einen normalen Rucksack mit Jause und Getränken dabei sowie meine Bergschuhe an. Also keine Trail Schuhe und Minirucksackl, da ich ja auch nicht wusste wie es mit dem Schnee schattseitig aussehen würde und auch davon ausgegangen bin das keine Alm mehr geöffnet hatte.
Immer flach hinein bis zur Angeralm. Von dort dann meistens über den breiten Fahrweg hinauf zum Hochalmsattel. Stimmung war noch recht gut, aber mein linker Hüftbeuger wollte überhaupt nicht. Noch dazu hat es mich am Sattel richtig fein ausgeräumt 🙂 Ich kam am Karwendelhaus nach etwa gut drei Stunden an. Man hat bis hierher etwa 18km hinter sich 🙂 Von hier waren es ja nur mehr 33….
Die Sonnenstrahlen haben richtig gut getan und nach einer kurzen Rast ging es motiviert über das Untere Filztal und den Filzwald bergab zum Kleinen Ahornboden 1399m, wo ich das Hermann von Barth Denkmal besucht habe 🙂 Weitere rund 6 Kilometer standen auf meiner Habenseite. In der Hoffnung das es meinem Hüftbeuger besser gehen würde ging es dann über die Ladizalm auf die geschlossene Falkenhütte 1848m Kilometer 30 😀 Für mich war der Abschnitt bis zur Falkenhütte der „härteste“. Hier hat man dann 30km geschafft und für mich gab es jetzt kein Zurück mehr denn ich musste bis Pertisau, aufgrund der Coronaregeln in Deutschland. Dazu aber später mehr. Was mir aufgefallen ist war das relativ viele Leute um die Falkenhütte herum waren- obwohl im Schatten!
Der „heilige“ Hermann von Barth- hat nicht sehr lange gelebt aber in der Zeit wirklich tolle Dinge geschafft
Aufgrund der zunehmenden Menschenzahlen habe ich mich entschlossen weiter zu gehen und dann am Hohljoch 1794m in der Sonne mal Pause zu machen und endlich was zu essen. Das Trinken ging mir heute gar nicht so ab da die Temperaturen einfach perfekt waren. Habe fast nichts geschwitzt. Über das Spielissjoch 1773m und die Querung der Laliderer Reisen ging es flott bis ins Joch. Die Menschenzahl nahm immer mehr zu und erreichte am Joch seinen Höhepunkt 🙂 Von der Hütte bis hierher bin ich gefühlten 200 Menschen begegnet. Wahnsinn was sich da in der Eng abgespielt hat und das in Corona Zeiten und Quarantänediskussionen in Bad Tölz. Aber es sollte noch besser werden. Ich habe mir dann ein feines Platzerl gesucht und mal 15min. pausiert und gegessen 🙂
Nachdem immer mehr Menschen auf das Joch herauf kamen habe ich gerne meine Sachen gepackt und bin hinunter in die Eng! Hatte sogar meine Drohne dabei, weil ich mir gedacht habe ich könnte über den Großen Ahornboden fliegen ohne Leute und mit wunderschön verfärbten Ahornbäumen 😛 Aber falsch gedacht! Erstens war das Licht schon sehr schwach (alles im Schatten) und Zweitens waren an die 1000 Germanen unterwegs. Ich war wirklich sprachlos was da abgegangen ist. In der Eng hatte ich dann 35 Kilometer geschafft. Die Uhr zeigte 6.5h. Nun folgte der längere Aufstieg hinauf zum Gramai Hochleger. Jawohl Gramai Hochleger- direkt. Ich war aber so konzentriert das ich falsch gegangen bin….anstatt links abzubiegen startete ich durch bis zum Westlichen Lamsenjoch 1940m und nicht zum Binssattel 😀 Ich verstand eben nicht warum es jetzt auf den Gramai Hochleger gehen sollte und nicht schnell hinüber zur Lamsenjochhütte und hinunter. Geärgert habe ich mich nicht, eher innerlich geschmunzelt und der positive Nebeneffekt war das ich noch einen Gipfel mitnehmen konnte. Über den teilweise versicherten aber einfachen Steig ging es dann auf den Hahnkampl 2082m. Dort waren wiederum zig Deutsche die noch die letzten Sonnenstrahlen genossen haben. Für mich ging es jetzt aber direkt zum Gramai Hochleger und ab hier war ich wieder sehr einsam unterwegs 😀 Über den steilen Fahrweg flott bergab zur Gramai Alm.
Wegen solchen Ausblicken tut man sich das an…Das schöne Gamsjoch und die wunderschön verfärbten Lärchen entschädigen für die Massen an Menschen
Die rund sieben Kilometer hinaus nach Pertisau waren dann nur noch Draufgabe 😀 Muskulär hatte ich keine Probleme, aber es hat sich schon gezogen und ich bin meistens neben der Strasse in der Wiese gegangen. Ganz frisch habe ich sicher auch nicht mehr ausgeschaut aber nach über 50km denke ich is des okay 😆 Mein Ziel war dann die Talstation der Karwendelbahn in Pertisau. Dort habe ich mir ein Bankerl gesucht und auf mein Taxi gewartet während der Mond aufgegangen ist und es dunkel wurde. Ich habe die Strecke dann in zehn Stunden geschafft, jedoch ohne Turnschuhe und mit Rucksack. Ich konnte zufrieden sein.
FAZIT: Den Karwendelmarsch zu machen hatte ich schon lange geplant. Heute war definitiv nicht der optimale Zeitpunkt, aber ein guter würde ich sagen 😀 Unvorbereitet über 50km zu machen bei fast 2300 Höhenmeter war nicht super schlau aber für mich eben eine Herausforderung und die suche ich ja auch. Härtester Abschnitt für mich war die Strecke bis zur Falkenhütte, leider mit Beinproblemen. Landschaftlich einfach ein Traum wie immer im Karwendel. Die Eng war leider eine Katastrophe bezüglich der extrem vielen Ausflügler, aber die Farben haben für Vieles entschädigt! Nochmals werde ich den Marsch nicht machen. Mir waren zu lange flache Passagen, das bin und war ich einfach nicht gewohnt! In diesem link findest du Alle relevanten Informationen. Gesamt rund 51km bei 2250 Höhenmetern. Wenn ich genau überlege war der härteste Abschnitt die Warterei auf meinen dad, einsam, kühl auf der Parkbank in Pertisau 😀 Leider hatte er sich im Inntal verfahren- im Nachhinein schmunzeln Wir darüber, vergessen sind die leichten Krämpfe 😀