Piz Tschierva im Schnee und Piz Roseg über den Eselsgrat
28.06.- 30.06.2020
Als ich mit Bianca letztes Jahr den Biancograt gemacht habe fiel mir der markante Gipfel mit seiner Schneekuppe auf! Piz Roseg über den Eselsgrat- das wäre was waren damals meine Gedanken. Also stand der Plan fest den Eselsgrat zu reiten 🙂 Ich startete mit Flo am Sonntag zeitig in der Früh in Innsbruck und dann ging es recht flott hinaus nach Morteratsch. Von dort ging es über einen wunderschönen Anstieg hinauf zur Boval Hütte 2494m. Im Aufstieg hat man einen unvergesslichen Blick auf Piz Balü und später auch auf den Biancograt. Eisriesen und im Tal die Almrosenblüte gaben einen tollen Kontrast.
Wir hatten eigentlich geplant den Piz Boval oder den Morteratsch noch zu besteigen. Nachdem wir unsere Sachen in der Hütte geparkt hatten stiegen wir hinauf in Richtung Fuorcla Boval.
„Von der Chamanna Boval CAS, führt ein guter Fussweg, später Wegspuren in Richtung W hinauf zum Firnfeld / Schutthalde auf ca. 3000 m. Nun weiter in südwestlicher Richtung zum Beginn eines Couloirs auf ca. 3150 m“
„Vom Beginn des Couloirs über eine glatte Felsstufe (Eisenstangen) klettern und weiter dem rot markierten Pfad bis zum Felsband folgen, das nach S quert. Man folgt diesem bis zum Beginn der Kletterei. Über Felsstufen und Bänder in leichter, aber schöner Kletterei (3a) weiter den roten Markierungen folgend zur Fuorcla da Boval.“ sac-cas.ch
Aufgrund des weichen Schnees und des schon langen Tages haben wir uns dann auf etwa 3000 entschieden umzudrehen und dafür morgen noch einen Gipfel mit zu nehmen, obwohl das Wetter für morgen um einiges schlechter gemeldet wurde. Sind dann wieder nach einer feinen langen Pause retour zur Hütte. Dort haben wir dann unser feines Zimmer bezogen und den Abend ausklingen lassen.
Für morgen war dann der Übergang geplant und Piz Morteratsch oder Piz Tschierva. Gute Nacht Welt!
Nach einer angenehmen Nacht waren wir mal frühstücken und uns dann unsicher was wir machen sollten. Absteigen und auf die Tschierva wieder aufsteigen kam für uns nicht in Frage. Wir hauten uns nochmals aufs Ohr und als ich gegen sechs blauen Himmel sah- hieß es auf los gehts los! Wir entschieden uns das Wetterfenster zu nützen und so starteten wir hinauf in die Boval Scharte welche wir noch im Trockenen erreichten. Dann blieb uns aber die Entscheidung abgenommen, denn das Wetter wurde immer schlechter. So entschieden wir uns auf den Piz Tschierva zu gehen den wir dann auch in dichten Schnee- und Graupelschauern erreichten 🙂 Berg Heil auf 3546m. Abstieg dann über Gletscher und Geröll hinunter zur Tschierva Hütte. Dort wurde das Wetter dann wieder besser und der Tag klang bei feinem Wetter aus 😀 Unsere Sachen waren auch alle wieder trocken und die Dusche war auch nicht übel. Die Nacht sehr gut geschlafen.
Mehr Fotos gibt es leider nicht da die Sicht sehr eingeschränkt war und wer will schon bei Schnee und Wind fotografieren.
Am frühen Morgen gab es dann mit den ganzen Biancograt Gehern Frühstück. Wir ließen uns etwas mehr Zeit da es in der Früh immer recht hektisch zu geht in der Hütte. Wir wussten das noch zwei weitere Bergsteiger den Piz Roseg geplant hatten. Also hielten wir uns in Nähe Dieser auf. Dann ging es aber hinaus in die dunkle Nacht. Die Temperaturen waren sehr angenehm, somit ging es motiviert los! Da ich mir am Vortag noch den Zustieg auf den Gletscher angeschaut hatte wusste ich wo es im Dunkeln lang gehen würde. Ein weites Stück vor uns waren zwei Lichter zu sehen- später stellte sich heraus das die Beiden den Piz Scerscen über die Eisnase gemacht haben. Für mich und Flo ging es recht flott dahin. Die Wegfindung war besser als gedacht. Bald erreichten wir den Felsteil über den es mit den Anderen gemeinsam aufwärts ging. Als es dann dämmrig wurde erreichten wir den Gletscher Vadret da Tschierva. Perfektes timing. An der Westseite des Piz Umur ging es auf perfekt gefrorenem Untergrund schnell aufwärts bis ins obere Gletscherbecken wo wir dann angeseilt haben. Auf etwa 3200m legt sich der Gletscher deutlich zurück und in einem großen Rechtsbogen ging es dann wiederum steiler aufwärts bis an den Beginn des Eselgrates heran. Das Paar vor uns kannte den Zustieg und so hielten wir uns an deren Anstiegsweg. Beim Einstieg waren wir dann zusammen und ließen Ihnen den Vortritt. Wir lagen sehr gut in der Zeit und mussten einmal das Ganze drum herum aufsaugen. Was für ein wunderschöner Tag und welch Freude auf den bombenfesten Fels!
Dann ging die Kletterei los. Die Wegfindung war okay- wir hatten auch die zwei vor uns. Bis auf einen Verhauer der Beiden kamen wir Alle sehr gut voran. Die Kletterei war wirklich lässig und nahezu immer sehr guter Fels. Die Schwierigkeiten bis III. Am Ende gelangt man wieder auf den Gletscher der dann recht steil auf die Schneekuppe hinauf führt. Hier haben wir uns nicht mehr angeseilt da ein Sturz in der Seilschaft recht blöd ausgehen würde. Die Bedingungen waren nahezu perfekt! Die letzten Meter dann über einen wunderschönen Firngrat bis zum Gipfel der Schneekuppe 3918m. Die beiden Bergsteiger vor uns sind noch auf den Hauptgipfel hinüber. Wir ließen es hier gut sein da wir ja noch bis ins Tal absteigen mussten und der Gletscher immer weicher wurde! Kurze Fotosession bevor es zügig retour ging bis an das obere Ende des Eselgrates.
Über drei Abseiler ging es dann wieder hinunter auf den Gletscher. Der Abstieg war dann schon recht mühsam. Teilweise sind wir bis zur Hüfte eingebrochen. Aber auch dieses Stück haben wir gemeistert! Zum Schluß über Geröllhalden und den ausgeaperten Gletscher retour zur Tschierva Hütte.
Das Cola und der Radler haben dann ausgezeichnet geschmeckt. Nach der Packerei ging es das ganze Val Roseg hinaus bis zum Bahnhof in Pontresina wo wir froh waren endlich am Ende zu sein. Ein langer Abstieg oder Flo?! 🙂 Irgendwie geht man wie ferngesteuert. Ich bin dann mit dem Zug hinauf nach Morteratsch gefahren und habe das Auto geholt. Bahn bleibt direkt an den Parkplätzen stehen!
FAZIT: Es waren drei tolle Tage in der Bernina. Nun fehlt noch die Eisnase 😀 Am ersten und dritten Tag hatten wir perfektes Wetter. Für den Eselsgrat war alles tip top- ein 50m Seil reicht aus. Haken an den richtigen Stellen. Orientierung am Grat stellt kein Problem dar. Auf der Hütte erkundigen und die Bilder anschauen bezüglich Abseiler kann nicht schaden, wie auch am Vorabend den Anstieg bis zum Gletscher an zu schauen. Bis unter den Piz Umru gibt es immer wieder Reflektoren die die Wegfindung sehr erleichtern. Abseits vom Biancograt Trubel eine wunderschöne kombinierte Hochtour! Danke an Flo für die Begleitung und die feinen Tage. Piz Tschierva war ohne Probleme, leider sehr schlechte Sicht. Aufstieg in die Bovalscharte anspruchsvoller wie früher. Hüttenzustieg auf die Boval Hütte ist einer der Schönsten für mich persönlich. Gewaltige Kontraste und Ausblicke auf Piz Palü und Biancograt. Beide Hütten super geführt und sehr freundliches Personal- danke.