21.08.2011 Nach einer recht angenehmen Nacht in einem vollen Lager, Ohrstöpsel bewirken oft Wunder, ging es um 04.00 Uhr aus den Federn und zum Frühstück. Die halbe Hütte war schon wach und so ging es erst einmal für mich in den Waschraum, der Rucksack war ja schon gestern gepackt worden. Alles was nicht mit musste blieb auf der Hütte.
Unser erstes Ziel für heute das Fletschhorn auf 3993m gelegen, von ihm wollten wir dann hinunter ins Fletschhornjoch und über den Nordgrat aufs Lagginhorn, den zweiten 4000er an diesem Wochenende.
Punkt 05.00 Uhr ist dann Abmarsch an der Hütte, wie am Vortag besprochen. Ich liebe es wenn alles so funktioniert wie ausgemacht und die Tourenplanung Hand und Fuß hat! Wir sind natürlich nicht die Einzigen jedoch starten rund 2/3 über den Normalweg aufs Lagginhorn, unser heutiger Abstiegsweg. Von der Hütte gehts gleich leicht bergab hinunter zu einer Brücke die über den Gletscherbach führt. Nicht rechts des Baches nach oben steigen und dann queren denn der Bach führt an so heißen Tagen recht viel Schmelzwasser und da wird ein überqueren schon recht spannend. Also hinunter zur Brücke und auf der rechten Moräne recht steil bergauf, Steinmandl weißen einem dem Weg. Am höchsten Punkt quert man dann hinunter auf den Gletscherboden und überquert diesen gegen Osten bis an seinen Rand.
Von hier nun in mühsamen Steigen hinauf bis man wieder auf einen Steig trifft, der auch gut markiert ist mittels Steinmännchen. Verfehlen kann man den Weg nicht außer man ist der Erste und es ist noch finster.
Links des Gletschers dann weiter nach oben, über Blockgelände bis auf den Sattel auf etwa 3500m. Von hier nun sichtbar das Weisshorn, ein Traumgipfel den ich unbedingt mal besteigen möchte! Wer is dabei??
Bis hierher etwa 2h 15 Minuten und 800 Höhenmeter. Kurz davor lege ich meinen Gurt an und die Steigeisen, anseilen erst notwendig am obersten Punkt von wo man dann auch den Weiterweg einsehen kann!
Pati und Marco sind voraus, ich schnaufe hinterher. Die meisten Gipfelstürmer haben wir mittlerweile eingeholt, doch das Anseilen und Fotografieren kostet eben Zeit und so gelangen wir inmitten von Seilschaften auf den Gletscher. Blöd ist es wenn eine langsame Seilschaft vor dir ist und du immer wieder aufläufst, um dann wieder zu stoppen. Das Ganze stop und go kostet mich sehr viel Kraft. Man kann leider nie wirklich seinen Rhythmus finden! Jedoch gelangen wir dann ohne weitere Probleme nach etwa 1 Stunde 10 Minuten auf den Gipfel des Fletschhorn 3993m.
Vom Anseilpunkt sind es in etwa 390 Höhenmeter. BERG HEIL!
Eine kurze Rast und die Überlegung ob wir nun das Lagginhorn machen sollten oder nicht. Die Zeit passt nur das Knie von Pati spielt nicht so mit, Marco bekommt Blasen und so bin ich der Einzige anfangs der weitergehen möchte. Ich steige lieber über Fels auf und ab als den Gletscher wieder zurück und über den Moränenschutt bergab. Wir einigen uns dann letztendlich doch ins Fletschhornjoch abzusteigen und an den Nordgrat zu gehen! 30 Minuten und etwa 42 Höhenmeter bis wir uns wieder von unseren Steigeisen trennen können und eine Seilschaft herstellen.
Abstand in etwa fünf Meter. Marco und Pati voraus, ich als Letzter hinterher. Die beiden Jungs haben einfach mehr drauf am Fels. Der Grat dann wirklich eine feine Kletterei im II- III Schwierigkeitsgrad.
Man hält sich meist direkt am Gratverlauf. Verhältnisse perfekt, aber Vorsicht ist geboten wenns wieder teilweise brüchig wird. Wir steigen in angenehmen Tempo immer höher bis wir den Ausstieg zum Gipfelplateau erreichen (Schneewechte).
Bis hierher rund 260 Höhenmeter und 1h 40 Minuten. Das Klettern in dieser Höhe ist nun mal was Anderes. Dann, nach kurzer Querung gegen Süden stehen wir am zweiten 4000er dieses Wochenendes, am Lagginhorn 4010m. Ein zweites BERG HEIL!
Die Flanke hinunter am Normalweg ist gespickt mit Bergsteigern die entweder schon absteigen oder noch aufsteigen. Da kommen teilweise wirklich noch welche im unteren Teil herauf. Dies führt im Abstieg zu manch heikler Situation. Steinschlag und gewisse Leute sind wirklich etwas überfordert was das Gehen mit Steigeisen betrifft. Die stolpern mehr dahin als das sie sicher absteigen. Ich verliere meinen Karabiner der beim Abseilen nach dem Schneefeld sich verselbstständigt. Gott sei Dank bleibt er liegen und wird sogleich auch von einer Seilschaft eingesackt. Denjenigen hab ich mir dann aber gleich geschnappt und widerwillig rückt er den Karabiner wieder heraus! Wo sei ma denn?! denk ich mir insgeheim! Sich dumm stellen auch noch! Danke Marco und Pati für die Beobachtung.
Lange Hose weg, Seil weg, Pickel verstauen, Helm runter und dann geht es über einen gut markierten Steig in westlicher Richtung hinunter bis man dann gegen Süden einlenkt und bis auf den Lagginhorngletscher gelangt. In feiner Spur gehts dann ohne Steigeisen und Seil an dessen südlichstes Ende. Ab hier nun wieder markierter Steig bis hinunter zur Weissmieshütte. Aber des zieht sich im Abstieg wenn die Fusssohlen schon brennen und die Knie schmerzen. Nach 2 Stunden 15 Minuten und 1230 Meter im Abstieg erreichen wir glücklich und zufrieden unseren Ausgangspunkt! Pati ist voraus, was ein lediertes Knie ausmacht, neben dem Steig können wir dann auch noch Steinböcke beobachten, was mich heute aber relativ wenig interessiert hat. Das nenn ich Panoramen!
An der Hütte angekommen heißts dann wieder alles zusammenpacken und hinunter zur Kreuzbodenstation zu gehen. Nochmals eine gute halbe Stunde. Aber dann ist es wirklich geschafft, nur noch rein in die Gondel und hinunter nach Saas Grund! Parkplatzgebühr für die zwei Tage 10 CHFR. Zum Kaffee gehts dann hinauf nach Saas Fee wo wir noch einen Radler zwitschern, bevors wieder retour in die Heimat geht! Da Pati fährt noch ganze sechs Stunden zurück und das nach neun Stunden Bergtour! Dankeschön.
FAZIT: Eine wirklich tolle Runde mit zwei tollen Gipfeln. Einer knapp unter 4000, einer knapp darüber. Am Lagginhorn sehr viel los, was nicht ganz mein Geschmack ist, dafür verläuft es sich gleich einmal nach der Hütte wenn man als erstes das Fletschhorn anpeilt. Gesamt sind wir rund 9 Stunden am Weg bei etwa 1500 Höhenmeter! Der untere Anstieg aufs Fletschhorn etwas mühsam, am Gletscher gut gespurt trotzdem aufpassen auf verdeckte Spalten! Abstieg ins Fletschhornjoch kein Problem, der Nordgrat bietet feine Kletterei in meist stabilem Fels. Tolle Tiefblicke in die Nordwand. Man sollte jedoch den dritten Schwierigkeitsgrat beherrschen, denn man darf die Höhe nicht vergessen. Der Abstieg über den Normalweg dann absolut ohne Probleme, trittsicher muss man sein und es empfiehlt sich wirklich den Helm aufzulassen!
Kartenmaterial: LKS 1:25000, Blatt 1309 Simplon, LKS 1:50000, Blatt 5006 Matterhorn- Mischabel;
Spezialführer: SAC, Walliser Alpen, Band 5.
Andere lohnende Anstiege:
Südgrat (AD, III und II, kombiniert, anfangs brüchig, wird vom Hüttenwirt nicht empfohlen zu dieser Jahreszeit!), über das Lagginjoch, 5 Stunden von Hohsaas.
Ostsporn (AD+, III, brüchig, 1700 Hm), 6- 7 Stunden ab Biwak.
Ausrüstung: Komplette Hochtourenausrüstung plus Helm! Sollte man am Grat sichern diverse Bandschlingen und Friends zu empfehlen.